Madagaskar: Mensch und Umwelt werden geplündert

IRAY AINA, Madagaskar klagt Internationale Konzerne an

Pipeline
Pipeline
Datum:
Do. 15. Mai 2014
Von:
Andris Gulbins
Rohstoffsicherung aus Sicht der Verlierer

Im Jahr 2015 feiern wir - der AK Madagaskar der KAB der Diözese Aachen und Iray Aina, Mouvement des travailleurs chrétiens, das 20jährige Bestehen unserer Partnerschaft. In dieser Zeit sind zunehmend gemeinsame, der Nord-Süd-Problematik und der Schattenseite der Globalisierung geschuldeten Fragestellungen in die Mitte unseres Engagements gerückt.

  • Der Schuldenerlass für die sogenannten Entwicklungsländer,
  • Die Ungerechtigkeit im globalen Handel als Ursache für die wachsende Armut der Bevölkerung,
  • Die Folgen und z.T. schon jetzt dramatischen Auswirkungen des Klimawandels für ein Land wie Madagaskar

Für den Arbeitskreis Madagaskar waren die Schilderungen unserer Partner immer ein Motiv für unser entwicklungspolitisches Engagement, für Kampagnen und Aktionen ("KAB spielt nicht mit Essen" "Angela, wir können nicht einfach lüften, wenn's zu warm wird!"). Dies soll auch in Zukunft so bleiben.

Im Rahmen unserer letzten Begegnung im Herbst 2013 haben uns unsere Partner auf ein aktuelles und zunehmend Problem im Land hingewiesen.

  • Die Ausbeutung der mineralischen Ressourcen (Seltene Erden, Kobald, Nickel, Tantal etc. ) durch internationale Konzerne mit ihren Folgen für Mensch und Umwelt.

Unsere Partner erläuterten, dass nur eine Minderheit im Land von diesen Geschäften profitiert, während die Armut im Lande weiter anwächst. "Es bleibt vielleicht mal 1% vom Gewinn dieser Konzerne im Land" so ein Vertreter der Nationalleitung der Iray Aina.

Wie sehr die Wirtschaft und die Industrienationen sich in afrikanischen Ländern - und auch in Madagaskar - für ihre Rohstoffsicherung 'engagieren', das verdeutlicht eine Liste von Ausstellern bei einer im Jahr 2011 erstmals durchgeführten Minenmesse in der Hauptstadt Antananarivo. Es waren 44 Aussteller aus Europa, der USA und`Canada, Australien und Asien ( hier besonders China), die z.T. im Lande eigene Tochtergesellschaften gegründet haben. Auch deutsche Unternehmen zählen mittlerweile dazu und beteiligen sich am weltweiten Wettlauf um Ressourcen.  "Eines ist sicher", warnt Bundeskanzlerin Angela Merkel. "Wer den notwendigen Rohstoffzugang nicht hat, wird auch keine neuen Produkte entwickeln können." (dw 01.05.2012)

Desweiteren wiesen unsere Partner auch auf die Umweltschäden hin, die diese Konzerne verursachen. Es fehlt an ökologischen Standards für diese Unternehmen. Es ist auch die Schwäche des Staates und der Verwaltung, diese Entwicklung nicht verhindern zu können oder diese Standards durchzusetzen oder Staat und Verwaltung sind in Korruption verstrickt. Verlierer bleiben die Menschen im Land: wertvolles Ackerland wird zerstört, ihr Trinkwasser ist vergiftet oder sie werden von Grund und Boden, den sie seid Generationen bewirtschaften, vertrieben, weil er ihnen nicht gehört.

Dabei müssen wir wissen, dass sich in jedem unserer Handys, I-Phones oder Tablets diese wertvollen Metalle (z.T. mit einem Kilopreis von 2.500$) befinden und viele Industriebranchen ohne diese seltenen Metalle nicht mehr auskommen.

Iray Aina hat sich zum Auftrag gemacht, zivilgesellschaftliche Strukuren in Madagaskar zu stärken, die eine Öffentlichkeit herstellen und für transparentes Handeln z.B. der Rio-Tinto-Gruppe oder des Sheritt-Projektes Ambatovy in Madagaskar sorgen wollen. Und für dieses Engagement braucht es viel Mut. Der AK-Madagaskar nimmt den Faden auf und wird über diese entwicklungspolitische Zusammenhänge aufklären. Damit entspricht der AK-Madagaskar einer Bitte der madagassischen Freunde: "Klopt an die Türen Eurer Politiker!"

Eine erste Maßnahme ist ein Seminar mit 40 Teilnehmenden, wo über diese Zusammenhänge aufgeklärt wurde. In Blick genommen wurde beim Seminar auch die Rolle der Seminarteilnehmenden als KonsumentInnen von elektronischen Geräten und ihre Möglichkeiten der Einflußnahme auf diese global zu verstehende Herausforderung. Desweiteren planen die Mitglieder des AK-Madagaskar, sich bei ihrer nächsten Reise nach Madagaskar im Jahr 2015 vor Ort über diese Unternehmen zu informieren und mit betroffenen Menschen ins Gespräch zu kommen.

Dazu schrieb uns Iray Aina am 16. Mai 2014

" ..... 1. Betrifft: Das Tantale Seltene Erden Projekt in Madagaskar
Der - mit dem Ziel der Förderung -  Beginn der Erkundung "Seltener  Erden" war im Jahr 2009. In sechs Bezirken  koordinieren Ausländer aus verschiedenen Ländern diese Arbeit. Gemäß unserer Gespräche mit Menschen aus Ambiança, die als Landbesitzer anderswohin transportiert wurden, hat keiner von ihnen eine Information darüber, ob überhaupt jemand eine Entschädigung erhalten hat oder nicht. Sie (die Firmen)  haben von Anfang an philippinische Hilfsarbeiter mitgebracht, die mit ihnen arbeiten, aber auch mit Madagassen, die ganz unterschiedlich bezahlt werden. Die  Gehälter variieren zwischen 12.000 und 40.000 Ariary ( 4 - 12 Euro). Sie - so haben wir erfahren - geben aber nur die Mindestsumme von 3 Euro.
Die Arbeit ist sehr schwer, man muss das schwere Material transportieren, dies bedeutet viel körperliche Anstrengung. Sie bauen Straßen im Inneren der Region, wo sie dann Arbeit finden. Aber sie bauen auch Straßen direkt zum Meer, auf denen sie all das transportieren, was sie  gefördert haben, und das sie - nicht sichtbar für andere - direkt in Säcke  verpacken. So erreicht man, das die Materialien nicht erkannt werden und  unverzüglich im Ausland landen. Gemäß dem, was diese Menschen gesehen haben,  bestehen diese Materialien aus Schlamm und glitzernden und funkelnden Mineralien, die für die Herstellung von Fernsehern, Telefonen und Computern verwendet werden  ..... und allein 1 Gramm der  fertigen Produkte kostet 1.000.000 Ariary (340 Euro).
Und schließlich wurden wir informiert, dass sie - das deutsche Unternehmen -  für das Jahr 2015 eine Förderlizenz beantragt haben......"